Letzte Aktualisierung01.08.2018
Forst-Sachverständigenbüro
Rittershofer
Veröffentlicht von mir in der AFZ-Der Wald 16/1998
Förderung seltener Baumarten im Wald
Auf den Spuren der Wildbirne
Obgleich jeder einen Birnbaum kennt, gehört die Wildbirne (aktuell: Pyrus pyraster), auch Holzbirne genannt, eher zu den unbekannten und seltenen Baumarten im Wald. Um weitere Informationen über die Eigenschaften dieses Baumes, seiner Ansprüche sowie die Eigenschaften und Weiterverarbeitung seines Holzes zu erhalten, lud die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald gemeinsam mit der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft zu einer Fachtagung über die Wildbirne nach Ulsenheim ein, das im Zuständigkeitsbereich des Forstamtes Uffenheim (Bayern) liegt. Die unerwartet große Teilnehmerzahl zeigte das große Interesse der Forstleute und Ökologen an dieser seltenen Baumart.
Zunächst ging es um die Frage, wie unterscheidet sich die Wildbirne von unserer Kulturbirne (Pyrus communis). Hierzu sollte man sich die Vergangenheit bzw. Entwicklungsgeschichte der Birnen betrachten.
Kulturgeschichte der Birnen
Es gibt, je nach Autor, zwischen 20 und 74 verschiedene Birnenarten. Die Genzentren dieser Arten liegen in Ostasien und für uns wichtig, in Südwestasien im Bereich des Kaukasus bis hin zur Türkei. Aus diesem Gebiet ist die Holzbirne nach der Eiszeit, vor rund 5400 - 2500 v. Chr. in der Eichenmischwaldzeit, wieder nach Mitteleuropa eingewandert. Ihr Verbreitungsgebiet reicht heute von Südeuropa, über England bis zum Ural und zum Kaukasus.
Bild: Eine verwilderte Hausbirne ist oft kaum von der Wildbirne zu unterscheiden
Es gibt Hinweise, daß die Birne bereits im Neolitikum 3000 - 1900 v. Chr. gezüchtet und hinsichtlich der Fruchtmerkmale selektiert und kultiviert wurde. Die Kulturbirne wurde spätestens in der Römerzeit aus dem südwestasiatischen bzw. südosteuropäischen Raum in Mitteleuropa eingeführt. Dort bastardisierte sie mit der Holzbirne.
In der Gattung der Rosaceaen läuft die Evolution auch heute noch in einem hohen Maß ab. Hier finden Hybridisierungen nicht nur zwischen verschiedenen Arten, sondern auch noch zwischen verschiedenen Gattungen statt. Oft sind die Kreuzungen dieser Arten aufgrund der Polyploidisierung des Chromosomensatzes nicht mehr fortpflanzungsfähig, es sei denn über die hin und wieder stattfindende Apomixis, eine asexuelle Form der Samenbildung.
Unterscheidung der Birnenarten
Bei der Frage, wie man die Hausbirne von der Holzbirne unterscheiden kann, gingen Meinungen der Referenten auseinander. Einig war man sich, daß die Unterscheidung nur anhand von mehreren Merkmalen möglich ist.
Dr. Gregor Aas, vom Ökologisch-Botanischen Garten der Universität Bayreuth, vertrat die Ansicht, das eine Unterscheidung zwischen Wild- und Hausbirne schwierig ist, da sich die Hausbirne, die seit der Steinzeit vom Menschen gezüchtet wird, aus Kreuzungen mehrerer Birnenarten, hierunter auch mit der Wildbirne, entwickelt hat. Darüber hinaus bastardisiert sie intensiv mit der Hausbirne.
Im Gegensatz dazu zeigte Dr. Winfried Türk von der Universität Bayreuth die deutlichen Unterschiede zwischen Wild- und Hausbirne auf, wie Tabelle 1 zeigt. Die Wildbirne weist einen schlanken, geradschaftigen Wuchs und eine schmale hochstrebende Krone auf und hat kleine, runde kugelige Früchte. Die Kulturbirne hat hingegen einen pyramidalen, bis breiten Wuchs und große meist längliche Früchte. Allerdings schließt auch er eine Vermischung (Bastardisierung) mit den heutigen Kulturbirnen nicht aus.
Rudolf Kühn, ein Forstmann aus Leinfelden, dessen Passion der Erforschung der Wildbirne gilt, geht noch weiter. Er ist der Überzeugung, daß fast alle als “reinrassig” bezeichneten Wildbirnen in der Regel Bastarde sind. Die Urform der Holzbirne (=Waldbirne) ist nicht bekannt. Nach seiner Ansicht war die Holzbirne ursprünglich noch nicht einmal genetisch an der Hausbirne beteiligt.
Nach seinen Erkenntnissen muß die Wildbirne kleine runde, langstielige Blätter und kleine kugelige Früchte aufweisen, die höchstens 3,5 cm lang sind, treffen diese Merkmale nicht zu, handelt es sich um Bastarde. Hierzu sind oft langjährige Beobachtungen erforderlich, da bereits ein einmaliges Ereignis mit größeren Früchten die Wildform ausschließt. Darüber hinaus ist die Wildbirne, nach seinen Beobachtungen, im Gegensatz zur Kulturbirne, nicht frostgefährdet und resistent gegen den Feuerbrand. Eine Vermehrung der “reinen” Wildbirne ist seiner Meinung nach nur durch Klonen bzw. durch Wurzelbrut möglich, da es ansonsten zu einer Vermischung des Erbgutes mit der Kulturbirne kommt.
Verschiedene Ausprägungen der Birnenrinde.
Merkmal
Holzbirne
Hausbirne
(variabel je nach Unterlage und Sorte)
Baum
Form
Schlank, geradschaftig, schmale hochstrebende Krone
Krone pyramidal bis breit
Höhe
bis 20 m
bis 25 m, Mostbirnen meist an der Obergrenze
Wüchsigkeit
schwach
schwach bis stark
Rinde
fein längsrissig, Borke kleingefeldert
längsrissig,Borke gröber gefeldert
Zweige
Stärke
schwach, zart
stärker
Farbe
oliv bis braun
rotbraun
Behaarung
kahl
± leicht und vergänglich an der Triebspitze
Knospen
Form (± nur Größenunterschiede)
klein, länglich-spitz, eher abstehend
größer, spitz, eher anliegend
braun
± braun
Blattstiel
Blattstiel / Blattlänge
lang(0,5) - 0,7 - 1,1 - (1,5) ø 0,9
kurz0,3 - 0,7 - (0,9) ø 0,5
Blätter
± rundlich, jedoch vielgestaltig
± länglich
Blattlänge / Blattbreite
ca. 0,9 - 1,5 ø
ca. 1,1 - 2,3 ø 1,65
Größe
klein
groß
Anfangsbehaarung
kaum, ± längs der Nerven, meist kahl
± stark-völlig, nicht nur Nerven, vergänglich
Herbstfärbung
gelb, später schwarz, Rotfärbung fraglich
gelb-rot
Blüten
Größe (Unterschiede gering)
etwas kleiner als Kulturbirne, Kronen ø ca. 3 cm
Kronen ø 3 cm und mehr
Kronenblätter ± rund, meist kurz genagelt, sich nicht oder gerade berührend
unterschiedlich in Form, Nagelung und Deckung
weiß bis schmutzig-weiß
weiß
meist leicht bis stärker
stark
Blütezeit
je nach Höhenlage
Mitte IV bis Anfang V
Früchte
(1,5) - 2 - 3 ø 2,5 cm
größer als 3 cm
rund, kugelig mit meist leichter Verjüngung zum Stiel hin
vielgestaltig, die längliche Form überwiegt
Fruchtstiel
relativ lang
relativ kurz
Fruchtstiel / Birnenhöhe
ca. 0,6 - 1,6 ø 1,0 cm
0,5 und weniger
unreif grün-gelblich,reif gelb-braun, nicht rotbackig
unterschiedlich mit Rotfärbung
Geschmack
unreif herb bitter, hart (holzig),reif herb-aromatisch-süß
verschieden, herb-sauer-süß
Steinzellen
viele, dadurch holziger Eindruck, nur schmale Fleischschicht
wenige
Kelchblätter
sehr groß im Verhältnis zur Frucht, nicht rudimentär
klein i.V. zur Frucht rudimentär
Reifezeit
Ende VIII bis Anfang IX
unterschiedlich VII - XI
Holz
Reifholzbaum
ungedämpft: strohgelb-rahmfarben,trocken zartbräunlich, sehr hart
ungedämpft:schwach rötlich-grau, hart
Wurzelausläufer
ja, weitstreichende, auf belichtetem Boden austreibend
nein, keine
Verdornung
ja, echte Dornen, Seitentriebe mit Dornenspitze und vitaler Knospe am Dornengrund, die meist weiter wächst und wieder mit Dorn endet
nein
Frosthärte
ja, liebt und erträgt jedoch Sommerwärme
unterschiedlich, meist hohe Wärmeansprüche im Sommer, empfindlich gegen tiefe Wintertemperaturen
Rauchhärte
ja
unterschiedlich
Lichtbedürfnis
sehr hoch
Feuerbrand- anfälligkeit
unbekannt, einige Mostbirnen resistent (Holzbirneneinkreuzung)
unterschiedlich, besonders groß auf Quittenunterlagen
Wurzelausformung
nicht bekannt
verschieden je nach Unterlage, meist jedoch Pfahlwurzel der Kirchensaller Mostbirne
Tab. 1: Abgrenzung von Pyrus pyraster zu Pyrus communis verändert nach DR. WINFRIED TÜRK (1998) von der Universität Bayreuth
Die Blätter der Wildbirne sind klein, rundlich-vielgestaltig, kahl und langstielig (ca. 0,9 der länge der Blattspreite)
Ökologie der Birne
Die Wildbirne ist ein besonderer Baum, der den Wald in vielerlei Hinsicht belebt. Das Optimum dieser Baumart liegt, wie das vieler anderer Baumarten auch, im mäßig trockenen bis frischen, sowie im mäßig sauren bis (mäßig) alkalischen Bereich. Dieses Optimum ist aber durch andere, wesentlich konkurrenzkräftigere Baumarten besetzt. Die Wildbirne muß daher auf ihr synökologisches Optimum ausweichen. Dieses liegt auf den extrem trockenen Standorten (z.B. Felskuppen, natürliche Waldgrenze zur Steppenheide) sowie in den trockenen, lichten Eichenmischwäldern und auf den sehr feuchten Standorten wie den Auwäldern.
Die ökologische Bedeutung der Birne für die heimische Tierwelt führte Olaf Schmidt von der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Freising auf. Anschaulich stellte er eine Vielzahl verschiedener Tierarten vor, die von der Birne und ihren Früchten leben bzw. an und in der Wildbirne ihren Lebensraum haben. Pflanzenfresser ernähren sich von Blättern, Trieben und Früchten. Die Früchte locken aber auch verschiedene Mäuse, Schläfer und Nager an sowie das Wildschwein und Tiere wie Marder, Dachs, Fuchs und Wolf.
Es lassen sich an der Birne 72 Großschmetterlingsarten nachweisen, die an der Birne ihren Lebensraum haben bzw. auf sie als Nahrungsquelle mehr oder weniger angewiesen sind. Im Vergleich dazu sind es an der Eiche 179 Schmetterlingsarten, an der Buche 64 und an der Esche “nur” 19.
Holzeigenschaften und Holzmarkt
Das Holz der Birne ist wie auch das Holz anderer seltener Baumarten wirtschaftlich interessant. Die Holzpreise sind derart herausragend, daß diese Hölzer auch deshalb von den Forstleuten nicht mehr übersehen werden sollten.
Das Birnenholz wird bei uns aufgrund seiner Seltenheit häufig zusammen mit der Elsbeere und dem Speierling unter dem Holzhandelsnamen “Schweizer Birnbaum” vertrieben. Vor allem unsere Nachbarländer tragen mit Ihren Holzmengen dazu bei, daß die Birne in Deutschland auch eine überregionale Bedeutung auf dem Holzmarkt hat. Im angrenzenden Frankreich erzielte sie im Frühjahr 1998 Spitzenerlöse von mehr als 7.000 DM/fm. Die anfallende Menge an heimischem Birnenholz deckt aber bei weitem nicht den Bedarf des deutschen Marktes. Das dort angebotene Birnenholz stammt überwiegend aus Obstkulturen und wird durch Importe aus den Alpenländern, Frankreich und den Benelux-Staaten ergänzt.
Das Holz der Birne ist ein zerstreutporiges Reifholz, d.h. Splint und Kern haben die gleiche Farbe, und bildet gelegentlich einen fakultativen Falschkern. Das Holz hat eine helle zartbraune bis rötlich-graue Farbe und dunkelt unter Lichteinfluß nach, zu einem intensiv braun-roten Altersfarbton. Das Dämpfen des Holzes führt zu einem rötlich-braunen Farbton.
Das Holz hat, wie Dr. Dietger Grosser vom Institut für Holzforschung in München aufzeigte, sehr gute Eigenschaften und gehört zu den am vielseitigsten verwendbaren Holzarten. Es hat eine mit der Buche und der Eiche vergleichbare Rohdichte bei deutlich geringerer Elastizität. Getrocknet arbeitet das Holz kaum noch und es läßt sich aufgrund inhomogen verlaufender Zellen schwer spalten, aber dabei dennoch gut drechseln. Das dekorative Holz der Wildbirne läßt sich gut einfärben und ist daher als Ebenholzimmitat, z.B. für die schwarzen Tasten des Klaviers, begehrt.
Verwendung findet das Holz vor allem im Innenausbau für gehobene Ansprüche (Vertäfelungen, Parkett), im Musikinstrumentenbau, wo jährlich rund 1000 fm des Holzes zu Blockflöten verarbeitet werden, für Zeichen- und Meßgeräte aufgrund seines hervorragenden Stehvermögens, für Hobel, für Druckstöcke für Holzschnitte, im Modell- und Formenbau für die Präzissionsmodelle der Autoindustrie sowie als Drechsler- und Schnitzholz. Früher wurde die Rinde zum Färben und in der Gerberei verwandt.
Doch diese Holzart ist nicht ohne Fehler, vor allem Drehwuchs, Krümmungen, Spannrückigkeit und Kernfäule zählen zu den häufigen, das Holz entwertenden Holzfehlern.
Vermehrung der Birne
Es stellte sich nun die Frage wie kann man die Wildbirne vermehren? Wilhelm Schmalen von der Landesanstalt für Saat- und Pflanzenzucht in Teisendorf zeigte hier verschiedene Möglichkeiten auf.
Die Pflanzen können durch die Ernte der Früchte und Aufbereitung der Samen, die stratifiziert werden müssen, gezogen werden, wobei hier die Bastardisierung der Wildbirne mit der Kulturbirne ein großes Problem darstellt. Die vegetative Vermehrung, d.h. durch Klonung, läßt sich in vitro, durch Wurzelbrut oder Stecklingsvermehrung vollziehen. Insgesamt läßt sich feststellen, daß die Vermehrung der Wildbirne aufwendig ist und Zeit kostet.
Kulturhistorische Bedeutung der Birne
Auch der Mensch schätzte schon früher die Bedeutung der Wildbirne, wie Klaus Körber von der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim zeigte. Bereits vor 10.000 Jahren ließ sich das Vorkommen der Birne durch Funde in Pfahlbauten nachweisen. Erste Veredelungen gab es in Griechenland und in Homers “Odyssee” wurde die Birne als Gabe der Götter bezeichnet. Bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. konnten rund 40 Birnensorten nachgewiesen werden. Ihr aufrechter Wuchs galt bei den Germanen als Symbol der Männlichkeit. Auch in der Magie hatte die Birne ihren Platz. So glaubte man, daß Hexen mit den Kernen und der Rinde verschiedenen Krankheiten wegzaubern könnten. Weiterhin war man überzeugt, daß der Birnbaum Zahnschmerzen, Gicht, Kopfschmerzen, Schwindsucht und Magenprobleme vertreiben könne. Auch bohrte man Löcher in den Birnbaum und verpflockte die Krankheit und die Würmer, um diese zu vertreiben.
Heute weiß man, daß die Birne aufgrund ihres Mineralstoffgehaltes, ihrer Säuren, Gerbstoffe und Phenole desinfizierend, harntreibend und beruhigend wirkt. Darüber hinaus gilt sie als Schlankmacher und ist gut als Gedächtnisverbesserer. Eine kulinarische Besonderheit soll der Most der Wildbirne sein. Allerdings braucht man hierzu angeblich viel Geduld, da die Früchte aufgrund ihrer Gerbsäure erst stark verzögert zu gären beginnen. Der Bedeutung der Birne in der Kultur wird durch eine Vielzahl von Gedichten (“Herr von Ribbeck”, ...) und Volksliedern (“Drunt’ in der grünen Au, Spannenlanger Hansel,...) Rechnung getragen. Darüber hinaus läßt sich ihr Name in rund 60 Ortschaften wiederfinden.
Bild: Die Tagungsteilnehmer überzeugen sich davon, daß die Mittelwaldwirtschaft die Wildbirne und andere seltene Baumarten begünstigt.
Waldbau
Die Fachtagung “Wildbirne” führte die Tagungsteilnehmer unter Leitung des Forstdirektors Dr. Ludwig Albrecht, in die Wälder des Forstamtes Uffenheim. Hier wurden neben den seltenen Baumarten auch die alten Waldbewirtschaftungsformen gezeigt, die diese Arten im Wald begünstigt haben.
Im Limpurger Forst wurde die heutige Bewirtschaftung der ehemaligen Mittelwälder gezeigt, in denen die Brennholzhiebe vor rund 100 Jahren eingestellt wurden. Die tief beasteten Kronen der Bäume sind heute noch Zeugen jener Wirtschaftsweise. Zur Erhaltung der Holzqualität und der Artenvielfalt in diesen Wäldern versucht man heute ein ökonomisches und ökologisches Gerüst von Bäumen zu fördern. Gut geformte Bäume, fast alle seltene Mischbaumarten, die einen hohen Wert erwarten lassen, werden, sobald die Äste auf den unteren 8 Metern des Stammes abgestorben sind, durch die Entnahme ihrer schlechter geformten Konkurrenten gefördert. Je nach Marktlage werden hier hiebsreife Altbäume, die vorher in ähnlicher Weise begünstigt wurden, entnommen. Hierbei wird auch Rücksicht auf die Ökologie des Waldes genommen. Brutbäume verschiedener Vogelarten bleiben stehen und seltene Baumarten werden, auch bei schlechter Stammform meist zulasten ihrer häufiger vorkommenden Nachbarn begünstigt. Dieses Nebeneinander von Pflege und Ernte führt zu einem mosaikartigen, stufigen Waldbild, das sich positiv auf die Artenvielfalt und Stabilität des Waldes auswirkt. In einer kürzlich fertiggestellten Diplomarbeit wird diese Form der Waldbewirtschaftung als “Uffenheimer Modell” bezeichnet.
Eine junge Wildbirne im Bestand im Kampf ums licht muß oft gefördert werden.
Durch diese Waldbewirtschaftungsform werden seltene Baumarten, wie z.B. die Kirsche, die Elsbeere, die Wildbirne, der Speierling und der Wildapfel in diesen Wäldern erhalten. Die Bäume sind heute von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung. So wurde in den letzten Jahren für Elsbeere Preise von über 30.000 DM für den Festmeter Holz bezahlt, sie ist somit die derzeit teuerste heimische Holzart auf dem Markt. Aber auch die anderen Wildobstarten erzielen Preise von 5.000 bis 15.000 DM je Kubikmeter, Preise, die selbst von besten Furniereichen derzeit kaum noch erreicht werden.
Eine Wildbirne mit 46 cm BHD wächst in einem ehemaligen Mittelwald schief zum Licht
Die Tagungsteilnehmer waren von den seltenen Baumarten, die ihnen zum Abschluß der Tagung gezeigt wurden beeindruckt. Wunderbare geradschaftige Elsbeeren, Speierlinge und Wildbirnen in selten oder nie gesehenen Dimensionen faszinierten die Besucher. Sie sind der wahre Schatz dieser Wälder.
Einem Waldbesitzer kann man nach diesen anschaulichen Waldbildern nur empfehlen, ein möglichst breites Sortiment verschiedener Baumarten zu halten, um auf die verschiedenen, oft nur kurze Zeit andauernden Modeerscheinungen in der Holz- und Möbelindustrie reagieren zu können.
nach oben