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Veröffentlicht von mir in der AFZ-Der Wald 23/1999

Die Silberweide eine vom Aussterben bedrohte Baumart

Die Silberweide (Salix alba) als typischer Begleiter der Flüsse und Auen, ist aus unserer Landschaft kaum wegzudenken. Sie ist abhängig von wiederkehrenden Überschwemmungen in den Auwäldern und droht mit diesen zu verschwinden. Um weitere Informationen über die Eigenschaften dieses Baumes, seiner Ansprüche sowie die Eigenschaften und Weiterverarbeitung seines Holzes zu erhalten, lud die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald gemeinsam mit der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft zu einer Fachtagung über die Silberweide und die Weiden in die Korbstadt Michelau/Ofr. ein, das im Zuständigkeitsbereich des Forstamtes Lichtenfels liegt. Die unerwartet hohe Teilnehmerzahl zeigte das große Interesse der Forstleute und Ökologen an dieser bedrohten Baumart.

Seit Jahrhunderten verändern die Menschen, laut Forstpräsident Alfred Grütz, die Flußauen, denn hier fanden sie fruchtbare Böden für Weiden, Wiesen und Äcker. Es ist somit kein Wunder, daß die Auenwälder schon früh der Rodung und später den Flußregulierungen und Hochwasserfreilegungen zum Opfer fielen.

Systematik und Biologie einheimischer Weiden (Salix spp.)

Salix ist nach Dr. Gregor Aas vom Ökologisch-Botanischen Garten der Universität Bayreuth mit rund drei Dutzend Arten die vielfältigste Gehölzgattung Mitteleuropas. In Anbetracht der Diskussion über die Bedeutung der Biodiversität ist es schon verwunderlich, daß die morphologisch und ökologisch sehr vielfältigen Weiden nach wie vor ein Schattendasein fristen.

Die Gattung Salix gehört zusammen mit Populus und den ostasiatischen Gattungen Chosenia und Toisusu zur Familie der Salicaceae. Nach neueren molekulargenetischen Untersuchungen sind die Weiden wahrscheinlich eine relativ junge Gruppe mit ca. 350 Arten, die überwiegend in den gemäßigten und kalten Zonen der Nordhemisphäre vorkommen.

Das Spektrum der Wuchsformen von Salix-Arten reicht von wenigen Zentimeter hohen Sträuchern in der alpinen Zone (z.B. S. herbacea) bis zu 20 - 35 m hohen Bäumen in den Auen des Tieflandes (S. alba, S. fragilis in Europa, S. nigra in Nordamerika), wobei die Mehrzahl der Weidenarten strauchförmig wächst.

Die Salix-Arten sind sommergrüne Gehölze, mit wechselständigen, ungeteilten und kurz gestielten Blätter. Die Knospen sind kapuzenartig, von meist nur einer Knospenschuppe umgeben. Sie haben aufrechte oder abstehende, ährenartige Blütenstände ("Kätzchen"). Die Einzelblüten sitzen in den Achseln der Tragblätter, sind sehr klein, eingeschlechtig und ohne Perianth. In der Regel sind Weiden diözisch, d.h. männliche und weibliche Blüten finden sich auf verschiedenen Pflanzen. Bei einigen Weidenarten kommen männliche und weibliche Blüten auf der gleichen Pflanze und oft sogar in gleichen Blüten vor. Beim Geschlechterverhältnis der Weiden überwiegen, zumindest in der borealen Zone, häufig die weiblichen Pflanzen, wobei dies sich auf bestimmten Standorten und im Verlauf der Sukzession ändern kann.

Die männlichen Blüten bestehen aus 1 - 12 (meist 2) Staubblättern, mit winzigen keulenförmigen Nektarien an der Basis, manchmal mit zusätzlichen Nektarien am Blütenstiel. Die weiblichen Blüten bestehen aus einem oberständigen Fruchtknoten aus 2 miteinander verwachsenen Fruchtblättern. Auch die weiblichen Blüten liefern Nektar. In den Blüten werden zudem artspezifische Duftstoffe produziert, an denen sich Insekten orientieren. Dieser Mechanismus wirkt, neben unterschiedlicher Blühphänologie, sehr wahrscheinlich als Barriere für Artkreuzungen.

Der Fruchtknoten entwickelt sich zu einer Kapsel mit zahlreichen, meist nur ca. 1,5 mm langen endospermlosen Samen, die einen Flugapparat aus langen und kurzen Haaren tragen, der den Samen am oberen Ende ringförmig umgibt. Die langen Haare dienen als Fallschirm und die kurzen Haare bilden einen Klammerapparat, der den Haarkranz am Samen befestigt. Die Samen werden durch den Wind verbreitet, der sie bei einer Windgeschwindigkeit von 20 km/h rund 5 km weit tragen kann. Landet der Same auf einer feuchten Unterlage, dann löst er sich durch eine hygroskopische Bewegung der Klammerhaare vom Flugapparat ab und fällt auf den Boden. Die in der Regel nur wenige Tage bis Wochen keimfähigen Samen, die nur bei Hochgebirgsweiden den Winter überdauern können, fangen auf Rohböden sofort zu keimen an. Die Weiden können dort im ersten Jahr bis zu einem Meter hoch werden.

Weidenblüte

Für die diözischen Weiden sind v.a. Schwebfliegen und Bienenarten von Bedeutung, die gleichzeitig Nektar und Pollen fressen und dabei Blüten beiderlei Geschlechts aufsuchen

Reproduktion und Bastardierung

Innerhalb der Gattung Salix ist Hybridisierung weit verbreitet. Die Hybriden zwischen verschiedenen Arten sind häufig fertil. Das Ausmaß der Hybridisierung unter natürlichen Bedingungen wird jedoch häufig stark überschätzt. Damit die Weide bastardieren kann muß in ihrem Lebensraum (im Bereich der Reichweite bestäubender Insekten) ein entsprechender Partner vorkommen, der zudem einen übereinstimmenden Blühzeitpunkt aufweist.

Bestäubende Insekten müssen hierbei, um Weiden befruchten zu können, beide Geschlechter der Bäume anfliegen. Für die Weiden sind daher Insekten von Bedeutung, die gleichzeitig Nektar und Pollen fressen. Hierzu gehören laut Dr. Dietrich Mautz, Leiter der Bayerischen Landesanstalt für Bienenzucht, v.a. Schwebfliegen und Bienenarten, wobei Brutpflegearten hier von besonderer Bedeutung sind.

Weidenpopulationen der gleichen Weidenart, die meist entlang von Flußläufen bestehen, unterscheiden sich, nach Dr. Gregor Aas, genetisch sehr stark von den Weiden anderer Flußläufe. Dies ist neben der räumlichen Trennung auch auf unterschiedliche Boden- und Wasserverhältnisse zurückzuführen. Pflanzmaterial für die Vermehrung sollte deshalb innerhalb von Flußsystemen gewonnen werden, da es sich hierbei i.d.R. um autochthone Pflanzen handelt.

In Europa dürfte selbst in optimalen Gebieten das Verhältnis Hybriden zu Individuen der “reinen” Arten in der Regel unter 1:500 liegen. Hybriden haben die größte Überlebenschance auf Standorten, wo die Konkurrenzvegetation beseitigt wurde.

Vergleich der Samenkorngewichte verschiedener Baumarten

Baumart

1000-Korn-Gewicht

Buche

220 g

Bergahorn

95 g

Winterlind e

40 g

Roterle

1,3 g

Birke

0,2 g

Weide

0,1 g

Die generative Vermehrung erfolgt, nach Randolf Schirmer von der Bayerischen Landesanstalt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht, bei den meisten Weiden durch Bestäubung der Blüten durch Insekten. Nur wenige Weidenarten der alpinen und arktischen Klimazonen werden anemogam, d.h. durch Wind bestäubt. Die hierbei produzierten Samen sind die leichtesten unserer heimischen Baumarten (siehe Tabelle) und haben so gut wie keine Nährstoffe für den Keimling eingelagert. Sie lassen sich deshalb bei -5°C nur einem Monat lagern.

Vielen Weidenarten vermehren sich auch unter natürlichen Bedingungen vegetativ, wobei festzustellen ist, daß Weiden von trockeneren Standorten (Öhrchenweide, Salweide) sich generell schlechter vermehren lassen. Abgebrochene Zweige die vom Wasser verfrachtet werden können nach der Einsandung im Überschwemmungsbereich flußabwärts austreiben. Auch die Vermehrung durch Agamospermie, d.h. Samenbildung ohne Befruchtung ist bei Weiden möglich.

Weiden lassen sich durch Steckhölzer vermehren, die daumenstark und 30 cm lang sein sollten. Die Bewurzelung erfolgt aus Adventivknospen und aus dem Kallusgewebe. Die Stecklinge müssen immer in den offenen Boden gesteckt werden, weil das Gras eine zu hohe Konkurrenz für die Weide ist.

Silberweide am Fluß

Alte Silberweiden (Salix alba) sind prägende Bäume in den Auwäldern

Ökologie der Weiden

Das Verbreitungsgebiet vieler Weidenarten ist, nach Dr. Gregor Aas, sehr groß, was in ihrer Frostresistenz und ihrer Toleranz gegen Überflutung begründet ist. Weiden sind in der Regel Pionierarten, die raschwüchsig (mit Ausnahme der Spalier- und Kriechweiden) und relativ kurzlebig sind. Sie beginnen bereits nach wenigen Jahren zu fruktifizieren und bilden dann regelmäßig reichlich Samen, die vom Wind über weite Strecken verbrachtet werden können. Vor allem die schmalblättrigen Weiden sind, mit ihrer ausgeprägten Stockausschlags- und Regenerationsfähigkeit, an die Dynamik der Auwälder angepaßt. Man findet sie, laut Karl Gutzweiler vom Aueninstitut des WWF-Deutschland, vor allem an den Gewässerrändern der Auwälder, wo sie bis zu 300 Tagen Überflutung ertragen können.

Weiden bilden Initial- bzw. Vorwälder. Sie sind aufgrund ihres hohen Lichtanspruches konkurrenzschwach und werden im Verlauf der Sukzession, bei einer ungestörten Entwicklung oft schon nach 15 Jahren von einer kompletten Verjüngung der Hartholzaue mit Ulmen, Eschen und Eichen, die unter dem Schirm der Weiden herangewachsen, verdrängt.

Weidenbruch

Weiden haben kaum Konkurrenz in Bereichen die von Flüssen regelmäßig überschwemmt werden

Am Aufbau von Klimaxwäldern sind Weidenarten in Mitteleuropa, nach Dr. Gregor Aas, nirgends beteiligt. Waldbildend sind Weiden nur auf Schotter-, Sand- und Schlickbänken, im Bereich der Auwälder, die andere Baumarten nicht besiedeln können. Dort sind sie wichtig für die Uferbefestigung, die Bildung von Inseln und die Bodenbildung. Hierbei spielt ihre Fähigkeit zur Bildung adventiver Wurzeln am Sproß nach Überflutung und Einsedimentierung von abgebrochenen Ästen eine wichtige Rolle. Da die Weiden die Verteilung organischer und anorganischer Materialien im Ökosystem entscheidend beeinflussen und so Habitate gestalten, kann man sie als “Ökosystem-Ingenieure” bezeichnen.

Durch die heute, aufgrund von Begradigung und Eindämmung, fehlende Dynamik der Fließgewässer läuft die Sukzession in den Auen heute i.d.R. nicht mehr über (Schmalblatt-) Strauchweiden zur Silberweidenaue, sondern direkt zur Hartholzaue. Auch intensive Beweidung, die Melioration von landwirtschaftlich genutzten Gebieten sowie die Forstwirtschaft, in der die Weiden, wie auch andere Weichlaubhölzer, neben den wirtschaftlich interessanteren Hauptbaumarten lange Zeit als “Unkraut” angesehen und bekämpft wurden, führten zum Rückgang der Salix-Flora.

Die Weiden der Auen und ihre Pflanzengesellschaften

Die Weiden lassen sich, laut Dr. Winfried Türk von der Universität Bayreuth, in zwei Gruppen einteilen: Den schmalblättrigen Weiden der Auen wie z.B. S. alba oder S. fragilis und den breitblättrigen Weiden der Hochgebirge, der Moor und der Waldlichtungen, wie z.B. S. caprea.

Die schmalblättrigen Weiden haben ihre Blattform ihrem Lebensraum angepaßt. Bei Überflutungen passen sich die Blätter dem Stromdruck mit geringem Widerstand an.

Schmalblättrige Weiden im Vergleich

 

S. alba

S. fragilis

S. purpurea

S. triandra

S. viminalis

Baum

30 m

20 m

-

-

-

Strauch

-

-

5 m

5 m

4 m

Wärmebedürftigkeit

+

-

+

-

+

Basenanspruch

+

-

+

+

+

Verbreitung

planar - kollin

planar - montan

planar - montan

planar - submontan

planar - submontan

Arealtyp

smed-euras-subozean

euras (subozean)

smed-euras- subozean

euras -(smed)

euras

Kennart

Salicetum albae

Salicetum fragilis

Salicetalia purpurea

Salicetum triandrae

Salicetum triandrae

Die Weiden sind im Auwald starker mechanischer Beanspruchung verbunden mit einer schlechten Sauerstoffversorgung durch oft länger anhaltende Überflutungen ausgesetzt. Diese Standorte werden durch Treibsel gedüngt und haben Grundwasseranschluß.

Uralte Weide

Durch die fehlende Dynamik der Fließgewässer findet man heute die Weide meist nur noch direkt am Uferrand, wie hier die Relikte ehemaliger Auen des Main bei Lichtenfels

Die Weiden keimen auf Rohböden schnell und entwickeln ein intensives Wurzelsystem aus Pfahl- und Seitenwurzeln mit einer hohen Zugfestigkeit zur Verankerung des Baumes bei Hochwasser. Sie haben eine hohe Regenerationsfähigkeit durch Achselknospen und Nebenwurzelhöcker und damit eine rasche, effektive Nebenwurzelbildung. Luftsprosse ermöglichen ihr auch längere Überflutungsperioden zu überstehen.

Systematischer Überblick

Salicetea purpureae
(Ufer-Weidengebüsche und -wälder)

Salicetalia purpureae

Salicion eleagni (Grauweidengebüsche)

Salicion albae (mitteleuropäische Weiden- und Pappelgesellschaften)

Während man das Salicion eleagni im Oberlauf der Alpenflüsse bis ins Vorland findet, ist das Salicion albae im Mittel und Unterlauf der Flüsse auf Nährstoffreichen Böden zu finden. Es verarmt mit zunehmender Meereshöhe. In Mitteleuropa hat sich kein Standort so sehr verändert wie die Auen. Durch die Flußregulierungen und die dadurch fehlende Dynamik der Flüsse und die fehlenden Hochwässer ist das Salicetum albae unmittelbar vom Aussterben bedroht.

Holzeigenschaften und Holzmarkt

Das Holz der Pappel und der Weide wird laut Dr. Dietger Grosser, vom Institut für Holzforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München, meist in einen Topf geworfen, da Weide kaum angeboten wird. Die Nutzung des Holzes ist primär von der Wuchsform beeinflußt. Die Größte Bedeutung auf dem Holzmarkt hat die Silberweide mit ihren Unterarten Dotterweide und Trauerweide. Es werden aber auch S. fragilis, die je nach Nutzungsform auch Baumform annehmen kann, und S. caprea die i.d.R. eher strauchförmig wächst, angeboten.

 

Weide

Fichte

Buche

Rohdichte (lufttrocken) g/cm3

0,35 - 0,45 - 0,56

0,47

0,70

Schwindmaß in %

 

 

 

Längs l

0,5

0,3

0,3

Radial r

3,9

3,6

5,8

Tangential t

6,8

7,8

11,8

Volumen V

11,2

12,0

14,0 -17,9 - 21,0

Festigkeit, mechanische und technologische Eigenschaften

 

 

 

Elastizitätsmodul in N/mm2

7.200

10.500

15.000

Druckfestigkeit in N/mm2

28 - 34

43 - 50

53 - 62

Zugfestigkeit in N/mm2

42 - 64

90

135

Biegefestigkeit in N/mm2

31 - 47

66 - 78

105 - 123

Binell-Härte

 

 

 

Längs in N/mm2

23 - 35

 

72

Quer in N/mm2

13 - 16

 

34

Alle Baum-Weiden sind Kernhölzer, die sich von der Pappel nicht immer durch den meist intensiven hell-rötlich bis braunroten Kern unterscheiden. Pappeln sind hingegen eher oliv-braun und blaß, wobei die Aspe ein Reifholzbaum, d.h. ohne Farbkern ist. Die Weiden haben (sehr) breite Jahrringe, die sich mehr oder weniger stark voneinander abheben. Im zerstreutporigen, porenreichen und schlichten Holz mit seinen feinen Poren sind die eine Zelle breiten und wenige Zellen hohen und im Randbereich heterozellularen Holzstrahlen makroskopisch nicht erkennbar. Die häufig im Hirnschnitt erkennbaren, weißen Flecken sind Wuchsanomalien, d.h. Markflecken, die von der Kambiumminierfliege verursacht werden, die ihre Eier ins Kambium legt. In den Parenchymzellen findet man häufig antiseptische Einlagerungen.

Das Weidenholz hat eine geringe Rohdichte und damit auch ein geringes Schwindmaß und ein günstiges Stehvermögen. Die Weide ist weich und wenig belastbar. Bei schonender Trocknung verwirft und reißt das Holz kaum. Die Hirnflächen sollten bei der Lagerung geschützt und die Bretter nicht zu dicht gelagert werden.

Das Verarbeiten und Sägen des Weidenholzes setzt gut gewartetes, scharfes Werkzeug voraus, damit es nicht zur Ausfaserung und zur Bildung wolliger Oberflächen kommt. Furniere lassen sich hervorragend messern und schälen. Weiden lassen sich mit einer scharfen Klinge gut hobeln. Das Holz ist gut spaltbar und biegsam. Das Verbinden des Holzes mit Nägeln, Schrauben oder Leim ist problemlos, da die Weide vom Holz her sehr neutral ist, mit wenigen Inhaltsstoffen. Bei der Endbearbeitung der Oberflächen erzielt man nur beim polieren keine befriedigenden Ergebnisse.

Ungepflegte Kopfweiden am Bachrand

Pflegedringliche Kopfweiden prägen das Landschaftsbild

Das Holz wird für Streichhölzer, Holzschuhe, Zeichenbretter, Prothesen, Spaltarbeiten, Siebböden und Sportgeräten wie Tennisschläger und eine Unterart der Silberweide, die Kricketweide, für Kricketschläger verwendet. Weiterhin wird die Weide zu Sperrholz, Tischlerholz, Massivholzmöbel, Tischplatten, Blindholz gebraucht. Auch als Verpackungsmaterial wie Obst- und Gemüsesteigen, Spankörbe und Holzwolle, eignet sich das leichte Weidenholz sehr gut. Die Industrie verwendet es als Span-, Spanform- und Faserplatten ebenso als Zellstoff und Holzschliff. Besondere Produkte aus Weidenholz sind Eisstiele, Holzmesser, Spielwaren und Zeichenholzkohle. Dabei sollte man auch nicht die Nutzung als Brennholz vergessen.

Die einjährigen Triebe der Weide werden auch heute noch in der Korbflechterei verwendet. Nach Alfred Schneider von der Fachschule für Korbflechterei in Lichtenfels kann sie naturbelassen werden und muß also nicht mit Holzschutzmittel behandelt werden.

Weide wird auch für Stiegen und Stallböden verwendet. Es ist sogar möglich die wenig witterungsbeständige und kaum dauerhafte Weide als Verschalung im Außenbereich zu verwenden, wenn man Staunässe durch bauliche Maßnahmen verhindert.

Weidenrinde als pharmazeutischer Rohstoff

Bereits in der Antike wurde Weidenrinde als Heilmittel verwendet, wie das “Corpus Hyppocraticum” von Hyppokrates von Kos 460 - 377 v.Chr. zeigt. Aber auch Celsius und Herodot beschäftigten sich mit der adstringierenden Wirkung der Weidenrinde, die auch als Hauttherapeutica eingesetzt wurde.

1763

entdeckte Herr Stone die Wirkung der Weidenrinde gegen die noch in Europa weit verbreitete Malaria.

1803 - 1813

Die Kontinentalsperre gegen Frankreich führt zum Rückgang der Einfuhr von Chinarinde und damit zur Wiederentdeckung der Weidenrinde

1828

Münchner Apotheker Buchner entdeckt mit dem Phenolglycosidnachweis Salicin

1838

Piria entdeckt Salicylsäure

1897

Hoffmann dessen Vater auf Salicylsäure allergisch reagiert entwickelt aus Salicylsäure und Essigsäure das Aspirin

1938

Madaus schreibt die Indikatoren für Weidenextrakt fest

1949

Mayer und Mayer nutzen Weidenrindenextrakt als Ersatz für Salicylsäure, Salicylattherapie bei Rheuma

Im Mittelalter wurde die heilende Wirkung der Weide wieder durch Hildegard von Bingen 1095 - 1148 bekannt gemacht. Von ihr wurde die Weidenrinde als fiebersenkende Droge, bei Harnbeschwerden und bei Blutungen einschließlich dem blutigen Auswurf und inneren Blutungen eingesetzt.

In der mittelalterlichen Signaturenlehre wurde von Albertus Magnus vom Vorkommen der Pflanze auf ihre Wirkung geschlossen. So wurde vom Vorkommen der Weide auf nassen, sumpfigen Standorten auf die Wirkung gegen von Fieber geschlossen und aufgrund der biegsamen Zeige wurde die Behandlung steifer Gelege assoziiert.

Später kam man der Wirkungsweise der Medikamente durch empirische Untersuchungen näher, mit Tees, Aufgüssen oder Pulver. Der Aufguß der Weidenrinde, der zur Heilung von innere und äußere Blutzungen sowie bei Durchfall, Erbrechen, Darmkatarrh und Ruhr dient schmeckt so bitter, daß Dr. Norbert Lagoni von der Pharmazeutischen Fabrik Robugen GmbH, meinte, daß noch nicht geklärt wurde ob die Patienten schon alleine davon gesund wurden um den Aufguß nicht noch einmal trinken zu müssen. Weiterhin wurde er zur Heilung von Fieber verwendet, sowie bei Gicht, Harnleiden, Hautwunden, Warzen, Knoten, Milz- und Leberschmerzen, Lungen- und Halserkrankungen, Nervenleiden und Angstzustände, zur Beruhigung des Geschlechtstriebes (Anti-Viagra) und in der Homöopathie zur Linderung von Rheuma.

Die Salicylsäure wurde in verschiedenen Pflanzen und Früchten nachgewiesen. Die Salicylsäure hat regulatorische Funktion bei der Thermogenese, der Pathogenabwehr (systemische Resistenz), der Allelopathie und der Blühindikation. Für die Pharmaindustrie ist die Weidenrinde erst interessant, wenn sie mehr als 2% an Gesamtsalicin enthält. Besonders geeignet ist hierfür S. purpurea, S. daphnoides und S. alba, wobei letztere wegen ihrem geringen Vorkommen nur eine geringe Bedeutung spielt. Diese Arten enthalten mindestens 1% Gesamtsalicin, das im Frühjahr vor der Blattbildung aus der Rinde junger Triebe, die geschält werden gewonnen wird. Es wird als Phytoanalgetikum, das die Leber in einen körperverträglichen Wirkstoff umwandelt, gegen rheumatische Beschwerden, Rheuma und Arthrose eingesetzt.

Tiere an den Weiden

Von 970 untersuchten Großschmetterlingsarten leben an:

 

Anzahl

%

Laubbäumen und Sträuchern

340

35

Nadelbäumen

36

3

Krautigen Pflanzen

585

60

Pilzen, Flechten, Algen

29

3

Salweide

37

4

Sonstige Weiden

132

14

Davon monophag an Weide

2

 

Eiche

170

19

An Ersatzpflanzen für Weide fressen:

Birke

118

12

Aspe

87

9

Sonstige Pappeln

87

9

Von 970 untersuchten Großschmetterlingsarten leben, laut Hermann Hacker von der Forstdienststelle Staffelstein, nur 2 Arten monophag von der Weide. Nachtschmetterlinge saugen vor allem an den Weidenkätzchen. Auffallend ist hierbei, daß sie fast nur an den männlichen Weidenblüten saugen. Das liegt daran, daß die männlichen Blüten mehr Glucose im Nektar enthalten und weibliche Blüten mehr Rohrzucker.

Der größte Holzzerstörer an Weide ist der Weidenbohrer (Cossus cossus). Dieser Schmetterling legt seine Eier in Rindenspalten absterbender Bäume. Die bis zu 10 cm lang werdenden, roten Raupen kriechen zunächst in den Bast und dringen später tief ins Holz vor. Die befallenen Bäume erkennt man gut am roten Mulm.

Was bisher von unseren heimischen Vögeln wenig bekannt ist, daß Zilpzalp und Weidenmeise beim Überwintern in Südeuropa gerne Nektar von Weiden aufnehmen. Auch Blaumeisen, Klappergrasmücke und Mönchsgrasmücke saugen im Frühjahr, nach Olaf Schmid von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Nektar aus Weidenkätzchen. Die Bindung unserer Vögel an die Blüten ist nicht so eng wie bei den Kolibris, was aber auch an der schlechten Verfügbarkeit von Nektarpflanzen im Verlauf des Jahr liegt.

Biber und Weiden

Der Lebensraum der Weide überschneidet sich, nach Dr. Volker Zahner von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, mit dem des Bibers. In den meisten Fällen legt er seine Wohnburgen im Wasser in der Nähe von Weidengebüschen oder Pappelkulturen an. Der Ufersaum mit seinen Weichlaubhölzern dient ihm als Nahrungsquelle, wobei Weiden und Pappeln eindeutig bevorzugt werden. Um an seine Nahrung, die Rinde und das Kambium der Bäume, heranzukommen fällt er Bäume bis zu Durchmessern von über 1 Meter, wobei 90% der Fällungen 20 Meter vom Gewässerrand erfolgen. Wird die Nahrung knapp, legt er Dämme an um das Wasser zu stauen, um so schwimmend zu den Nahrungsquellen zu gelangen.

In diesem Uferbereich werden aber auch Bäume, wie z.B. die Fichte, regelrecht beseitigt um Nahrungsbäumen wie der Weide, die er in den ersten zwei bis drei Jahre, aufgrund des hohen Anteils an Bitterstoffen und Salicins der Jungtriebe nicht nutzt, Platz zum Wachstum und zur Regeneration zu schaffen.

Der Biber hat einen Blinddarmsack, das Zeckum, in dem er das bittere, wenig nährstoffreiche und relativ schwer verdauliche Rindenmaterial mit Hilfe von Bakterien, den sogenannten Indussymbionten, aufbereitet und in leicht verdauliche Eiweiße umgewandelt.

Biber sind darauf bedacht, ihr Revier möglichst zu halten und markieren ihre Reviere mit Castoroil, das in einer Drüse unter dem Schwanz produziert wird. Das Castoroil weist einen sehr hohen Salicylgehalt auf und wird von der Kosmetikindustrie als Duftstoff verwendet. Verläßt ein Biber seinen Bau zieht er mindestens 4 km weiter. Es kommt aber auch vor, daß er über 200 km weit zieht, auch über Wasserscheiden hinweg.

Die Biber bringen wieder eine Dynamik in die Auen,  die aufgrund der fehlenden Hochwässer nicht mehr vorhanden ist. Durch den Dammbau werden die Gewässer vielgestaltiger, mit nährstoffreichen und nährstoffarmen Bereichen. Davon wiederum profitieren neben vielen Fischarten auch der Fischotter und die Relikte der alten Auwälder mit den Weiden. Womit sich der Kreislauf schließt.

Pilze an Weiden

Obwohl in keinem anderen Waldtyp so wenige Mykorrhizapilzarten vorkommen, wie dem Auwald, gibt es laut Markus Blaschke von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft eine charakteristische Pilzflora im Auwald, darunter eine große Zahl von Holzzersetzern. Untersuchungen haben gezeigt, daß im Auwald von allen Baumarten die Weide den meisten Pilzarten als Lebensgrundlage dient, hierunter auch einigen Mykorrhizapilzen. Darüber hinaus treten eine Reihe von Pilzarten auf, die Triebsterben, Rindennekrosen oder Blattflecken verursachen.

Nur wenige der holzabbauenden Pilzarten sind streng auf eine einzelne Holzart spezialisiert. Dennoch können Vorlieben oder in wenigen Fällen sogar eine ausgesprochen enge Bindung an eine bestimmte Baumart ausgemacht werden. Als auf Salix-Arten spezialisiert gilt der Weiden-Scheibenpilz oder der auch als Blutrote Cytidia bezeichnete Cytidia salicina. Bei überalterten Kopfweiden findet man einen wohlriechenden Parasiten, die Anistramete (Trameles suaveolens). Von den Schlauchpilzen gilt der Weiden-Stengelbecherling (Hymenoscyphus conscriplum) als eng an Weide gebunden. Er fruktifiziert meist in Rindenrissen, mit polsterförmigen, dottergelben und häufig geselligen oder büscheligen Fruchtkörpern. Insbesondere im Bereich der Flußauen ist auch der Zunderschwamm (Fomes fomentarius) sehr häufig an Weiden zu finden. Eine sehr seltene aber auffällige Erscheinung an Weidenholz kann der Wollige Scheidling (Vollvariella bombycina) sein. Mit seiner ausgeprägten lappigen Scheide und dem filzigen Hut ist er einer der wenigen Holzbewohner dieser Gattung. Die härtesten Konsolen mit einem dicken wulstigen Rand bildet der Falscher Zunderschwamm ein häufiger Weißfäuleerreger an der Weide.

Diese Auswahl an Holzzersetzern macht sie deutlich, wie vielschichtig die vorkommenden Arten am Weidenholz sind.

Weiden im Wald ein nützliches Mischungselement

Um 1750 hat der Anteil des Laubholzes in bayerischen Wäldern nach Dr. Georg Sperber noch 75% betragen, heute sind es gerade noch 25%, wobei nach der Bundeswaldinventur auf das Weichlaubholzes 16% entfallen. Unsere potentiell natürliche Vegetation, Buche und Eiche  ist demnach nur noch eine zu vernachlässigende Minderheit.

Im “Bäuerlich Bürgerlichen Waldbau” von 1759, wurde beschrieben, daß die leicht zu gebrauchende Salweide überall gewachsen ist. In Zeiten der Bodenreinertragslehre, z.T. auch noch heute, wurde bzw. wird die Weide als Unholz im Wald bekämpft. Ende des 19. Jhd. wurde Linde und Salweide von Karl Geyer als gleichwertig betrachtet.

Nach der jahrhundertelangen Ausbeutung unserer Wälder (Streunutzung, Entwässerung) werden jetzt bodenverträgliche Mischwälder gefordert, in denen die Salweide als Füll- und Treibholz genutzt wird. Die Weide verbessert die Bodenqualität und dient als Kalipumpe für den Oberboden. Waldbaulich ist die Salweide als Mischbaumart auf Zeit sehr gut einsetzbar. Sie kann bei entsprechender Behandlung 8 Meter astfreie Schäfte erreichen.

Die Urwaldforschung hat gezeigt, daß die Salweide, nach Störungen, die Pionierpflanze der Buchenurwälder ist. Der Vorwald aus Weide degeneriert nach rund 40 Jahren und wird von Klimaxbaumarten, die in dessen Schatten groß geworden sind ersetzt. Auf Silikatböden wird diese Funktion von Aspe und Birke übernommen.

Dr. Georg Sperber appellierte für den Erhalt der Laubwälder, vor allem der Buchenwälder und Buchen-Tannen-Wälder, die es nur auf sehr kleiner Fläche in Mitteleuropa gibt. Diese Buchenwälder müssen aber auch die Chance haben alt zu werden, um den Pflanzen und Tieren, die an diese alte Buchenwälder angepaßt sind, ihr überleben zu sichern. Dies wäre auch eine Chance für die Weide.

Alte Kopfweiden sichern das Ufer eines Bachlaufes

Alte Kopfweiden sichern das Ufer eines Bachlaufes

Gespaltene und alte KopfweideDie Weide wird auch heute noch in der Korbflechterei verwendet, wie die Ausstellungsstücke im Korbmuseum von Michelau zeigen.n dienen vielen Tieren, aber auch Pflanzen und Pilzen als Lebensraum

Produkte der Korbflechterei

Gespaltene Kopfweide

Gespaltene und alte Kopfweiden dienen vielen Tieren, aber auch Pflanzen und Pilzen als Lebensraum

Vom Weidenbohrer (Cossus cossus) durchlöcherte Weide. Er legt seine Eier in Rindenspalten absterbender Bäume, wo die bis zu 10 cm langen, roten Raupen später tief ins Holz vordringen

Vom Weidenbohrer durchlöcherte Weide

Biber am Ufer

Der Biber beseitigt im Uferbereich regelrecht Bäume, wie z.B. die Fichte, um Nahrungsbäumen wie der Weide Platz zum Wachstum und zur Regeneration zu schaffen

 

 

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